Predigt zu Johannes 5,39–47 (4. Sonntag nach Trinitatis, 22. Juni 2025)

Einleitung

Kennen Sie das? Sie suchen überall Ihre Brille – auf dem Tisch, im Nebenraum, sogar im Kühlschrank – und plötzlich stellt sich heraus: Sie sitzt die ganze Zeit auf Ihrer Nase. Manchmal suchen wir verzweifelt an der falschen Stelle nach etwas, das eigentlich direkt vor uns liegt. Solche Momente bringen uns zum Schmunzeln, aber sie lassen uns auch nachdenklich werden. Was übersehen wir vielleicht alles, obwohl es greifbar nah ist?

In unserem heutigen Predigttext geht es genau darum: Menschen suchen eifrig nach etwas Wertvollem – nach ewigem Leben und nach der Wahrheit – aber sie übersehen dabei das Entscheidende, das unmittelbar vor ihnen steht. Jesus spricht im Johannesevangelium (Johannes 5,39–47) zu seinen frommen Zeitgenossen, die die Heiligen Schriften auswendig kennen. Er sagt zu ihnen: „Ihr sucht in den Schriften, denn ihr meint, ihr habt das ewige Leben darin; und sie sind’s, die von mir zeugen.“ (Joh 5,39). Mit anderen Worten: Ihr durchforscht die Bibel in der festen Überzeugung, darin das Leben zu finden – und das ist an sich gut und richtig –, doch das Entscheidende entgeht euch: Die Schriften weisen auf mich, Jesus, hin, aber „ihr wollt nicht zu mir kommen, dass ihr das Leben hättet“ (Joh 5,40).

Diese Worte Jesu klingen provokativ. Sie waren damals eine Herausforderung für die Bibelkundigen, und sie sind es bis heute für uns als Gemeinde. Können wir uns da wiederfinden? Wir, eine Gemeinde, die über Jahrzehnte Bibelverse gehört, gelesen, vielleicht im Gedächtnis gespeichert hat – könnte es sein, dass auch wir manchmal den Wald vor lauter Bäumen nicht sehen? Dass wir das Wort Gottes studieren, aber die Begegnung mit dem lebendigen Gott dabei verpassen? Die Frage tut ein bisschen weh. Doch genau dieser Wechsel von Schmerz und Erkenntnis, von Trost und Herausforderung, zieht sich durch diese Predigt.

Auslegung und Anwendung

Stellen wir uns zunächst die ursprüngliche Situation vor: Jesus im Gespräch mit den religiösen Führern seines Volkes. Es herrscht Spannung in der Luft. Kurz zuvor hat Jesus am Teich Betesda einen Mann geheilt, der 38 Jahre gelähmt war – und das auch noch am Sabbat! Die Empörung ist groß: Darf er das? In der anschließenden Diskussion geht es um Jesu Vollmacht, ja um seine Identität. Jesus behauptet, in enger Einheit mit Gott, seinem Vater, zu handeln (Joh 5,19ff). Seine Taten – wie die Heilung – und seine Worte haben göttliche Autorität. Doch viele seiner Zuhörer wollen das nicht akzeptieren.

In diesem hitzigen Streitgespräch spricht Jesus nun die Worte unseres Predigttextes. Er richtet sich an Menschen, die wir uns als sehr bibelfest vorstellen dürfen: fromme Schriftgelehrte, Pharisäer, Leute, die die Tora und die Propheten lieben und studieren. Er sagt: „Ihr sucht in den Schriften…“ – Das ist zunächst nicht falsch. Im Gegenteil, Jesus anerkennt damit: Ihr seid ernsthafte Suchende. Ihr meint, darin das ewige Leben zu haben – und tatsächlich, die Schrift spricht vom ewigen Leben und von Gottes Willen. Aber dann die harte Wendung: „…und sie sind’s, die von mir zeugen; aber ihr wollt nicht zu mir kommen, um das Leben zu haben.“ (Joh 5,39-40).

Hier liegt das Drama: Die Schrift selbst, die sie studieren, weist über sich hinaus auf Jesus – doch die Experten weigern sich, diesem Hinweis zu folgen. Man könnte sagen, sie halten die Landkarte in der Hand, verweigern aber den Weg zum eigentlichen Ziel. Sie lieben den Wegweiser, aber verfehlen die herrliche Landschaft, auf die er zeigt. Es ist, als ob jemand stundenlang eine Speisekarte liest, jedes Gericht darauf erklären kann, aber nie eine Mahlzeit bestellt und kostet. Die Speisekarte (die Bibel) ist wichtig – ohne sie wüssten wir nicht, was es gibt. Aber sie will uns zum eigentlichen Genuss führen: zur lebendigen Begegnung mit Jesus Christus, dem Brot des Lebens.

Jesus geht noch weiter in seiner Diagnose. Er schaut in die Herzen seiner Gegenüber und sagt etwas Erschreckendes: „Ich kenne euch, dass ihr nicht Gottes Liebe in euch habt.“ (Joh 5,42). Was für ein Vorwurf an eigentlich Fromme! Äußerlich eifrig im Studium der heiligen Texte – aber innerlich fehlt die Liebe zu Gott. Und er fragt: „Wie könnt ihr glauben, die ihr Ehre voneinander annehmt und die Ehre, die von dem alleinigen Gott ist, nicht sucht?“ (Joh 5,44). Offenbar waren diese Leute mehr darauf bedacht, in den Augen ihrer Mitmenschen gut dazustehen, sich gegenseitig zu bestätigen, als wirklich Gottes Anerkennung zu suchen. Sie suchten mehr das eigene Ansehen als Gottes Wahrheit. Das ist eine Gefahr, die bis heute besteht – auch in der Kirche. Wie oft tun wir Dinge, damit andere uns für gute Christen halten, anstatt aus echter Liebe zu Gott? Wie leicht kann Religiosität zur Bühne werden, auf der wir menschliche Ehre suchen, statt im Verborgenen Gott zu dienen. Jesus entlarvt dieses Verhalten liebevoll, aber bestimmt.

Dann bringt Jesus noch Mose ins Spiel, den großen Gesetzgeber, auf den seine Gesprächspartner sich so gern berufen. Er sagt sinngemäß: Meint nicht, ich werde euch vor dem Vater anklagen. Nein, euer geliebter Mose, auf den ihr hofft, der klagt euch an! (vgl. Joh 5,45). Denn wenn ihr Mose wirklich verstehen würdet, würdet ihr auch mir glauben – „denn er hat von mir geschrieben“ (Joh 5,46). Eine erstaunliche Aussage: In den Schriften Moses – also der Tora, den fünf Büchern Mose – steht etwas über Jesus? Ja, sagt Jesus, die ganze Schrift weist letztlich auf mich hin. Die Verheißungen, die Geschichten, die Opfer und Gesetze – all das läuft darauf zu, dass Gott selbst kommen wird, um sein Volk zu retten. Und das erfüllt sich in Jesus. Wenn aber jemand das, was er liest, nur als Buchstabe nimmt und nicht den lebendigen Christus dahinter erkennt, dann verfehlt er den eigentlichen Sinn.

Liebe Gemeinde, das alles ist zunächst einmal Exegese, Auslegung dessen, was damals geschah. Doch was sagt uns das heute? Wir könnten geneigt sein, die Fehler der damaligen Schriftkundigen zu belächeln: Wie konntet ihr nur die Erfüllung der Schrift übersehen, wo ihr sie doch kanntet? Aber die Frage Jesu spiegelt sich prompt zurück zu uns. Wo suchen wir Orientierung, Halt und Leben? Woran hängen wir unser Herz? Wir als Christinnen und Christen rühmen uns – zu Recht – der Bibel, des Wortes Gottes. Wir lesen sie im Gottesdienst, manche täglich zu Hause. Aber kommt dieses Wort wirklich in unserem Herzen an? Kommen wir zu Jesus, lassen wir uns von ihm Leben geben? Oder begnügen wir uns manchmal mit dem äußerlichen Umgang mit der Schrift – ein paar vertraute Verse lesen, Traditionen pflegen – ohne dass Gottes Liebe uns innerlich durchdringt?

Diese Fragen treffen uns in einer Zeit, die man durchaus als Vertrauenskrise bezeichnen kann – eine Vertrauenskrise in vielerlei Hinsicht. In der Gesellschaft fragen sich viele: Wem können wir noch glauben? Zu viele Skandale, zu viele Stimmen, die einander widersprechen. Nachrichten, die früher klar schienen, werden heute angezweifelt; Begriffe wie “Fake News” machen die Runde. Auch die Kirchen haben viel Vertrauen verloren – denken wir an Missbrauchsskandale, an Enttäuschungen, an das Gefühl, dass Worte und Taten nicht zusammenpassen. Viele Menschen – vielleicht in unserer eigenen Familie – sagen: “Ich glaube nicht mehr an die Institution Kirche. Zu viel Heuchelei, zu wenig, was mich wirklich berührt.” Das tut weh, gerade uns Älteren, die wir die Kirche einst als selbstverständlich starken Pfeiler erlebt haben.

In dieser Lage fragen wir neu: Wo finden wir verlässliche Wahrheit? Was oder wem können wir noch trauen? Jesus ruft uns im heutigen Text zu: Traut dem Wort Gottes – aber nicht auf oberflächliche Weise, sondern in der Tiefe, die zu mir führt! Er stellt sich selbst als die Wahrheit und das Leben vor unsere Augen. Die Schrift ist wichtig, weil sie zu Jesus hinführt, zum Einen, in dem Gottes Wahrheit und Liebe menschliche Gestalt angenommen haben. Jesus sagt an anderer Stelle im Johannesevangelium: „Ich bin der Weg, die Wahrheit und das Leben.“ (Joh 14,6). Das ist ein großer Anspruch – er kann befremden in einer Zeit des Pluralismus. Aber für uns als Glaubende steckt darin eine Verheißung: Wenn wir auf Jesus hören, haben wir Orientierung, auch wenn so vieles ungewiss ist.

Dabei dürfen wir das nicht missverstehen als Arroganz, wir hätten die ganze Wahrheit gepachtet. Im Gegenteil: Wer Jesus wirklich kennt, hat Gottes Liebe in sich – so sollte es sein! – und diese Liebe macht demütig und dialogbereit. Im Text lehnte man Jesus ab, obwohl man fromm war. Heute kann es passieren, dass wir Jesu Anspruch so absolut setzen, dass wir die Suche anderer Menschen gering schätzen. Interreligiöser Dialog zum Beispiel lebt davon, dass wir unseren eigenen Glauben ehrlich bezeugen – ja, wir glauben, dass in Jesus Gott selber zu uns spricht – und zugleich den anderen mit Respekt zuhören. Die Wahrheit, die Jesus verkörpert, braucht keine lauten Machtworte, sondern strahlt in Liebe. Wer überzeugt ist, dass Christus die Quelle des Lebens ist, der muss nicht harsch urteilen, sondern kann gelassen und liebevoll einladen. Erinnern wir uns: Jesus mag scharfe Worte an selbstgerechte Frömmige richten, aber zugleich lädt er jede und jeden ein: “Kommt her zu mir ... ich will euch erquicken” (Mt 11,28).

Schauen wir noch einmal in unseren Predigttext zurück: Dort klingt ja nicht nur Tadel, sondern zwischen den Zeilen auch eine Verheißung. Jesus sagt: “... ihr wollt nicht zu mir kommen, dass ihr das Leben hättet.” Implizit heißt das doch: Wenn ihr zu mir kommt, dann werdet ihr das Leben haben! Hier steht Leben im umfassenden Sinn: ewiges Leben, das nicht erst nach dem Tod beginnt, sondern schon jetzt als Qualität des Lebens mit Gott. Jesus bietet Leben in Fülle an. Die Angesprochenen damals schlugen es aus – aber wie ist das mit uns?

Vielleicht fragen wir uns: Wie genau kommen wir denn “zu Jesus”? Er ist ja jetzt nicht sichtbar vor uns wie damals im Tempel. Doch “zu Jesus kommen” können wir auf vielfältige Weise: Indem wir im Gebet zu ihm rufen. Indem wir uns von seinen Worten treffen lassen, wenn wir in der Bibel lesen. Indem wir im Gottesdienst oder im Abendmahl seine Nähe suchen. Indem wir in der Stille oder in der Gemeinschaft unser Herz für ihn öffnen. Und – ganz wichtig – indem wir tun, was er sagt. Jesus fragte einmal: “Warum nennt ihr mich Herr, Herr, und tut nicht, was ich sage?” (Lk 6,46). Zu ihm kommen heißt also auch, seinen Worten Gehorsam zu leisten, sie im Alltag umzusetzen. Das kann ganz praktisch werden: vergeben, wo ich verletzt wurde; teilen, wo jemand Not leidet; wahrhaftig reden, wo Lüge um sich greift. Solche Schritte auf Jesus zu schenken uns tatsächlich neues Leben: Wir merken, wie sein Geist uns verändert, tröstet, herausfordert.

Liebe Gemeinde, ich möchte drei Aspekte hervorheben, die uns unser Glaube und die Schrift schenken – gerade in unseren heutigen schwierigen Zeiten: Orientierung, Widerstandskraft und Hoffnung.

Orientierung: In Zeiten der Verwirrung und Unsicherheit gibt uns Jesu Wort Orientierung. Wir erleben eine Welt, in der sich Werte verschieben. Was gestern galt, zählt heute wenig. Viele fühlen sich, als ob sie in dichtem Nebel umherirren: Was ist richtig? Was ist wichtig? Hier dürfen wir Christinnen und Christen dankbar auf die Schrift schauen. Wie selig sind wir Christen, schrieb Martin Luther einmal, die nicht weit laufen müssen, wenn wir Gott selbst hören wollen. Gottes Wort liegt vor uns – in der Bibel, in unserem Gotteshaus, vielleicht auf dem Nachttisch zu Hause. Die Bibel ist kein Steinbruch veralteter Ansichten, sondern ein Kompass für unser Leben.

Natürlich müssen wir sie immer neu verstehen und auf heute beziehen, aber ihr Kern leuchtet klar: Gottes Liebe, Gottes Gebote der Gerechtigkeit und Barmherzigkeit, die frohe Botschaft von Jesus Christus. Daran können wir unser Leben ausrichten. Wenn wir unsicher werden, dürfen wir zurückkehren zu diesen grundlegenden Wahrheiten. Sie geben Richtung, wenn vieles durcheinandergeht.

Widerstandskraft: In Zeiten, die uns überwältigen, schenkt Gottes Wort innere Stärke. Täglich prasseln schlechte Nachrichten auf uns ein – Pandemie, Krieg, Klimakrise, persönliche Sorgen. Man kann mutlos oder ohnmächtig werden. Dazu kommen Stimmen, die einfache Lösungen versprechen oder Angst schüren. Wer nur auf die lauten Parolen hört, gerät leicht ins Wanken.

Das Wort Jesu aber kann uns fest machen. Es erinnert uns daran, dass letztlich Gott das Sagen hat, nicht die Lautesten dieser Welt. Jesus entlarvt ja im Johannestext die falschen Autoritäten – diejenigen, „die überall auftreten und laut herumtönen, sich selbst in den Mittelpunkt stellen“pfarrerverband.de. Solche Stimmen gab es damals und gibt es heute. Aber sie retten kein Leben, sie sprechen nicht die Wahrheit, sie kennen keine Gnade. Sie führen in die Irre.

Wenn wir dagegen Jesu Stimme hören, wächst in uns die Kraft, auch gegen den Strom zu schwimmen, wo es nötig ist. Wir müssen nicht jedem Trend nachgeben. Wir dürfen z.B. höflich widersprechen, wenn Unwahrheit als Wahrheit verkauft wird. Wir dürfen mutig für das einstehen, was Gott wichtig ist – auch wenn es uns etwas kostet. Das Wort Gottes gibt uns Rückgrat, standhaft zu bleiben im Vertrauen darauf, dass Gott mit uns geht. Denken wir an biblische Gestalten: einen Mose, der vor dem Pharao stand; eine Mirjam, die im Exodus mutig Gott lobte; oder die Apostel, die trotz Verbot verkündeten: “Man muss Gott mehr gehorchen als den Menschen!” (Apg 5,29). Diese Widerstandskraft kommt aus dem Hören auf Gottes Stimme.

Hoffnung: In Zeiten der Erschöpfung und Sorge richtet Jesu Wort unser Herz neu auf Hoffnung aus. Viele von uns sind ermüdet – von persönlichen Lasten, von Krankheiten, vom Älterwerden, aber auch vom ständigen Gefühl, dass die Welt aus den Fugen gerät. Manchmal fragen wir uns: Wo soll das alles enden? Genau da spricht Christus zu uns: “Habt Mut, ich habe die Welt überwunden!” (Joh 16,33). Er verspricht uns, dass er das Leben gibt – und zwar in einer Fülle, die sogar den Tod überdauert. Ewiges Leben, wie es die Schrift verheißt, bedeutet: Dein Leben ist in Gottes Hand geborgen; nichts kann dich aus dieser Hand reißen (vgl. Joh 10,28).

Diese Hoffnung haben wir, selbst wenn die Kirche an Bedeutung verliert und wir uns manchmal als kleine Herde fühlen. Ja, es schmerzt, dass unsere Gemeinden schrumpfen und Glaube in der Öffentlichkeit weniger Gewicht hat. Aber unsere Hoffnung hängt nicht an Zahlen oder gesellschaftlichem Ansehen. Unsere Hoffnung lebt, weil Jesus lebt. Und er hat uns versprochen: “Ich bin bei euch alle Tage bis an der Welt Ende.” (Mt 28,20). Das gilt auch heute, im Jahr 2025, hier in unserer kleiner gewordenen, aber treuen Gemeinschaft. Mit Jesus an unserer Seite haben wir Zukunft. Sein Wort trägt uns durch jede Wüste und jedes dunkle Tal – bis hin ans Ziel, wo wir ihn einst von Angesicht zu Angesicht schauen.

Liebe Gemeinde, all das – Orientierung, Widerstandskraft, Hoffnung – empfangen wir, wenn wir denn wirklich zur Quelle kommen. Wenn wir uns nicht begnügen mit dem bloßen Äußerlichen, sondern uns auf den lebendigen Herrn einlassen. Jesus kritisiert seine damaligen Gegenüber, weil sie trotz Schriftkenntnis ihm die Tür verschlossen. Nehmen wir diese Warnung ernst, aber verstehen wir sie zugleich als liebevolle Einladung. Es ist, als würde Jesus uns heute direkt ansprechen:

“Du liest in der Bibel – das ist gut. Nun trau dich auch, mich selbst darin zu hören! Komm mit deinem ganzen Leben zu mir. Vertraust du mir? Bist du bereit, das, was du gelesen hast, auch zu leben? Ich stehe vor der Tür deines Herzens und klopfe – mach auf, ich will mit dir Gemeinschaft haben und dir Leben schenken.”

Stellen wir uns diese Worte Jesu ruhig einmal im Gebet vor. Vielleicht entdecken wir dabei Ecken unseres Herzens, die wir ihm noch nicht geöffnet haben. Vielleicht spüren wir aber auch seinen Trost schon lange – dann dürfen wir dankbar sagen: “Herr, wohin sonst sollten wir gehen? Du hast Worte des ewigen Lebens.” (Joh 6,68).

Ausblick und Segenswort

Zum Schluss male ich uns eine kleine Szene: Stellen wir uns vor, wir verlassen nachher die Kirche und nehmen die Bibelverse von heute mit nach Hause – nicht nur gedruckt im Gesangbuch oder im Faltblatt, sondern im Herzen. Heute Abend, wenn wir unsere Brille vom Nachttisch nehmen, um noch etwas zu lesen, erinnern wir uns: Ach ja, die Brille...Suchen und Finden. Wir wollen nicht wie jene sein, die die Brille auf der Nase tragen und sie doch nicht nutzen. Gott hat uns sein Wort so nah gebracht. Die Bibel liegt in unserem Regal; mehr noch, Jesus Christus selbst steht in unserem Leben – in jedem Gebet, in jedem liebenden Gedanken, in jeder gottesdienstlichen Feier ist er gegenwärtig. Wir müssen nicht im Dunkeln herumirren oder weit weg laufen. Das Leben, das wir suchen, ist schon da – in ihm.

Nehmen wir diese Wahrheit mit: Jesus Christus ist der, von dem die Schrift zeugt, und in ihm haben wir das Leben. Das ist Trost und Zuspruch: Niemand sonst und nichts in dieser Welt kann uns dieses Leben geben oder nehmen. Und es ist Herausforderung: Lassen wir nicht zu, dass Routine oder Stolz uns blind machen für ihn. Bleiben wir Suchende – aber Suchende, die finden, weil Jesus sich finden lässt.

Gehen wir also mit neuem Vertrauen und vielleicht auch neuer Neugier zurück in unsere Bibel und in unseren Alltag. Was will Jesus mir heute zeigen? In welchem Menschen, in welcher Situation möchte er mir begegnen? Wo will sein Wort mich korrigieren oder stärken? Halten wir Ausschau nach dem, der uns das Leben gibt.

Und der Friede Gottes, welcher höher ist als alle Vernunft, bewahre unsere Herzen und Sinne in Christus Jesus, unserem Herrn, zum ewigen Leben. Amen.

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