Lastwagen
Einer trage des andern Last, so werdet ihr das Gesetz Christi erfüllen.
(Galater 6, 2)
Auch wenn es Paulus in diesem dritten Hauptteil des Galaterbriefes um individualethische Aussagen geht, so denke ich doch, daß gerade dieser Satz viel mit dem zu tun hat, wie wir unsere (Leitungs-) Aufgaben in den unterschiedlichen Gruppen unserer Kirche wahrnehmen.
Lasten tragen, das bedeutet, sie von einem Ort zum anderen zu bewegen. Gemeinde (Gruppen) leiten ist keine statische Aufgabe. Immer geht es darum, sowohl intern wie nach außen Informationen, Meinungen, Aufgaben zu transportieren, sie an den Mann oder die Frau zu bringen. Dabei kann das Transportgut für den Transportierenden wahrlich zu einer gewaltigen Last werden. Während in der Bibel meistens Tiere, wie vor allem der Esel, diese Aufgabe übernehmen mußten, haben wir heute dafür unter anderem Lastkraftwagen.
Da kommt es zunächst darauf an, daß dieser Wagen seinen Ausgangspunkt erreicht. Wo liegen die Güter, die transportiert werden müssen? Welche Erkenntnisse, Vorstellungen, Anfragen sind vorhanden, sind so wichtig, daß sie nicht nur bei einzelnen oder Untergruppierungen bleiben sollten, sondern zu anderen gebracht, vielleicht sogar öffentlich gemacht werden müssen?
Aufmerksamkeit ist gefragt, Beweglichkeit und Einfühlungsvermögen, denn oftmals werden aus falsch verstandener Sorge diese Güter, die sich durchaus auch als Lasten entpuppen können, verborgen oder festgehalten.
Andererseits werden auch Lasten angepriesen, die angeblich dringend des Transports oder der Veröffentlichung bedürfen, die im Grunde aber nichts anderes sind als Ladenhüter oder bunte Pfauenfedern. Unterscheidungsvermögen und Entscheidungsfreudigkeit sind ein weiteres Merkmal gelingender Leitung.
Als nächstes muß die Ware verladen werden, transportfähig gemacht. Nicht jede Vorstellung eignet sich so, wie sie vorhanden ist, auch weitergegeben zu werden. Da ist mit dem Absender Übereinkunft zu erzielen, wie denn die Form so gewählt werden kann, daß sowohl der Inhalt erhalten bleibt, als auch der gute LKW nicht überfordert wird. Eine möglichst realistische Selbsteinschätzung des eigenen Vermögens und auch der Mut "Nein" zu sagen sind gute Voraussetzungen dafür.
Daraufhin trägt man dann Sorge, daß dem Transportgut unterwegs nichts geschieht. Wie leicht kann unter der Hand auf dem Weg die differierende Einstellung des LKW-Fahrers das Transportierte verändern, aber dies verträgt sich nicht mit dem Vertrauensvorschuß einer Leitung; Sorgfalt muß eines ihrer Prinzipien sem.
Zum Schluß muß die Ware, die Last wieder entladen, weitergegeben werden. Auch hier kommt es daraufan, daß der Empfänger in der Lage ist, das Gut seinem Wert oder auch seiner Belastungsfähigkeit entsprechend in Empfang zu nehmen. Auch eine noch so heiß ersehnte Ladung Kohle wird keine Freude bereiten, wenn der Fahrer sie ins Wohnzimmer kippt, und wenn der Transporteur den Blumenstrauß vor die Wohnung stellt, weil er vorher nicht abgeklärt hat, ob der Empfänger zu Hause ist, kann der Strauß längst vertrocknet sein, bevor der Kunde ihn überhaupt zu Gesicht bekommt. Welche Voraussetzungen muß ich schaffen, damit der Adressat das Gut annehmen kann. Welche Zeit ist recht, welche Umstände müssen gegeben sein. Auch hier sind wieder Einfühlungsvermögen und Aufmerksamkeit gefragt, auch einige Informationen über den, dem ich die Ware übergeben oder die Last aufbürden möchte.
Die Kultur eines solchen Austauschs herzustellen ist eine der großen Aufgaben, der jede Leitung einer Gruppierung oder Organisation sich stellen muß, wenn sie etwas erreichen möchte. Sicher keine leichte, aber eine interessante Aufgabe für jede und jeden, der sich damit beschäftigt.
Und noch ein Wort zum Schluß: jeder Transportunternehmer, der etwas auf sich hält, pflegt seinen LKW und hält ihn in Schuß.
Gebet
Gott, hilf mir mit Gelassenheit anzunehmen, was ich in dieser Welt nicht ändern kann. Gib mir Mut mit aller Kraft das anzugehen, was ich zum Guten verändern kann. Und schenk mir vor allem die Weisheit zwischen beidem zu unterscheiden. Amen