KnotenKNOTEN

Und es versammelten sich viele, so daß sie nicht Raum hatten, auch nicht draußen vor der Tür; und er sagte ihnen das Wort. Und es kamen einige zu ihm, die brachten einen Gelähmten, von vieren getragen. Und da sie ihn nicht zu ihm bringen konnten wegen der Menge, deckten sie das Dach auf, wo er war, machten ein Loch und ließen das Bett herunter, auf dem der Gelähmte lag. Als nun Jesus ihren Glauben sah, sprach er zu dem Gelähmten: Mein Sohn, deine Sünden sind dir vergeben. Es saßen da aber einige Schriftgelehrte und dach­ten in ihren Herzen: Wie redet der so? Er lästert Gott! Wer kann Sünden vergeben als Gott allein? Und Jesus erkannte sogleich in seinem Geist, daß sie so bei sich selbst dachten, und sprach zu ihnen:

Was denkt ihr solches in euren Herzen? Was ist leichter, zu dem Gelähmten zu sagen: Dir sind deine Sünden vergeben, oder zu sagen:

Steh auf, nimm dein Bett und geh umher? Damit ihr aber wißt, daß der Menschensohn Vollmacht hat, Sünden zu vergeben auf Erden - sprach er zu dem Gelähmten: Ich sage dir, steh auf, nimm dein Bett und geh heim! Und er stand auf, nahm sein Bett und ging alsbald hinaus vor aller Augen, so daß sie sich alle entsetzten und Gott priesen und sprachen: Wir haben so etwas noch nie gesehen.

Markus 2, 1-12

Manchmal ist es verwirrend wie ein zusammengeknotetes Woll­knäuel: Tagesordnungspunkte, von denen man glaubt, daß sie schnell und einfach abgehandelt werden können, beanspruchen ungewöhnlich viel Zeit. Oder ein Tagesordnungspunkt ist gut vorbereitet, die notwendigen Informationen liegen vor, Absprachen sind getroffen, Entscheidungsmöglichkeiten klar; dennoch wird die Diskussion unsachlich oder schweift vom Thema ab. Eine Gruppe arbeitet immer auf zwei Ebenen: erstens der Sach­ebene, die bestimmt ist durch die Auf gaben der Gruppe und die thematisiert wird durch einen Tagesordnungspunkt; zweitens der persönlichen Ebene, die bestimmt ist durch die persönliche Motivation zur Mitarbeit, durch die Erwartungen und Bedürf­nisse der einzelnen Mitglieder und die Beziehungen der Mitglie­der zueinander.

Die Verwirrung kommt oft daher, daß auf beiden Ebenen gleich­zeitig geredet wird und daß die Dinge, die die persönliche Ebene bestimmen, oft verborgen sind. Keiner will bei Sachthemen über persönliche Motive, Interessen oder Erwartungen reden. Man will persönliche Auseinandersetzung vermeiden, erreicht wird aber genau das Gegenteil.

In der Geschichte von der Heilung des Gichtbrüchigen traut sich Jesus, verborgene Aggressionen, die unausgesprochen im Raum stehen, zu benennen. Er klärt dadurch die Situation und schafft das Umfeld für heilendes Handeln.

Der erste Schritt zur Lösung des Knotens kann sein, Reden auf der persönlichen Ebene zuzulassen, zuzuhören und dazu zu ermuntern, statt es mit Sätzen wie "wir wollen doch nicht persönlich werden" oder "es geht doch um Sachfragen" abzu­würgen.

Gebet

Gott, gib uns den Mut zu Offenheit und Ehrlichkeit. Nimm uns die Angst, unangenehme Dinge zu sagen, wenn das nötig ist. Hilf uns, so zu reden, daß unsere Worte nicht beleidigen. Amen.